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KID – Haus der Begegnung

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Eine neue Mitte für die Parkstadt Donauwörth

Der Beitrag Recharging Space aus dem EUROPAN 9 Wettbewerb, einem internationalen Wettbewerb für junge Architekturbüros, versucht mit einer lokalen, akteurszentrierten und räumlichen Entwicklungsstrategie, den öffentlichen Raum in der Parkstadt Donauwörth wieder in Wert zu setzen. Plätze, Aktivitätsräume und die dazu kreuzende Andreas-Mayr-Straße bilden ein neues räumliches Netz in einem klassischen Stadtteil der Planungsmoderne aus den 1960er Jahren.

Der Quartiersplatz vor dem Haus der Begegnung wird zum Treffpunkt für alle Bewohner der Parkstadt wie auch deren Besucher, ein Platz der Allgemeinheit, eine Allmende. Durch die bewusste Manipulation der starken Topographie auf dem Schellenberg werden neue Wege und Plätze in das Quartier eingeschrieben. Die Entwurfsstrategie setzte nach dem Wettbewerb in den ersten Jahren der Planung auf die Beteiligung aller wichtigen Akteure der Parkstadt, um die notwendigen programmatischen Veränderungen sinnvoll im Raum zu verorten. Erst die Zusammenarbeit mit vielen Akteuren ermöglichte den Bau des neuen Quartierszentrums als ein Haus der Begegnung und somit eine eigenständige Wahrnehmung der Parkstadt als Stadtteil Donauwörths.

Am neuen Quartiersplatz der Parkstadt treffen sich verschiedenste Akteure und soziale Träger und starten mit dem Haus der Begegnung ein gemeinsames Projekt: die evangelische Kirchengemeinde, die Diakonie, das Mehrgenerationenzentrum und das Bürgerbüro des Stadtteils finanzieren gemeinsam das neue Quartierszentrum. Es wird zum Treffpunkt für alle Bewohner der Parkstadt, ein Ort, der wie selbstverständlich den politischen Wunsch der Inklusion lebt.

Die 3-gruppige Kinderkrippe gibt der Andreas-Mayr-Straße einen räumlichen Rücken, wohingegen sich das Haus der Begegnung orthogonal hierzu zum Quartiersplatz hin öffnet. Das Projekt nutzt hierbei die Topographie im Zentrum der Parkstadt und ermöglicht somit eine barrierefreie Erschließung der beiden Geschosse und Nutzungen.

Kinderkrippe

Wie ein kleines Dorf ist die Krippe räumlich in öffentlichere Bereiche, Gassen, Aufweitungen und Platz organisiert, von denen aus die privaten Gruppenräume und die Arbeitsbereiche für das Krippenteam erschlossen werden. Am Ende der Haupterschließung öffnen sich Küche und Kindercafé als Platzraum über das Schaufenster großzügig nach Westen hin und ermöglichen den Blick auf den Quartiersplatz und das Wörnitztal. Das Kindercafé befindet sich um zwei Stufen erhöht auf einem Podest, damit die Kinder auch am Küchenblock mithelfen können.

Die einzelnen Gruppenräume sind robust und einfach gestaltet, um eine maximale Nutzungsflexibilität im Alltag zu ermöglichen. So sind die Schlafräume über große Schiebetüren mit den Gruppenräumen verbunden und können tagsüber je nach Bedarf dem Hauptraum zugeschaltet werden. Die Ausziehbetten können dadurch während der Wachzeiten auch als Spielpodeste genutzt werden. Für ein gruppenübergreifendes Spielen können alle Gruppenräume zu einem großen Raumkontinuum zusammengeschaltet werden.

Die großen Verglasungen schaffen eine lichte angenehme Atmosphäre mit direkter Sonneneinstrahlung und sich verändernden Lichtstimmungen über den Tagesverlauf über die gesamte Raumtiefe. Die zurückhaltende Gestaltung der Räume, die nur mit einem gelben Linoleumboden akzentuiert wird, unterstützt diese Lichtwirkung.

Haus der Begegnung

Der untere Teil des Gebäudes - das Haus der Begegnung - ist nach Osten hin in die Topographie eingegraben und öffnet sich gänzlich nach Westen zum neuen Quartiersplatz hin. Die Fassade zum Platz sucht mit den großen Öffnungen den Dialog zwischen Außen und Innen und lässt das großzügige Foyer mit der integrierten Küche und den Bürger- und Gemeindesaal zum öffentlichen Raum werden. Die im Haus angebotenen zwei Gruppenräume profitieren ebenso von Ihrer Lage am Platz.

Um ein nach Osten sich öffnendes Atrium sind drei kleinere Räume für das Bürgerbüro, das Pfarrbüro und die Verantwortlichen des Mehrgenerationenzentrums angeordnet, die über einen eigenen Zugang vom Quartierplatz erschlossen werden können.

Die Gestaltung des Innenraums hält sich bewusst zurück, um den alltäglichen Nutzungen Raum und Farbigkeit zu ermöglichen. Einzig der Fußboden ist mit einem roten Linoleum verlegt. Ergänzend tragen die Verwendung von Holz bzw. Holzfurnier in Garderobe und Küche zu einer angenehmen Atmosphäre bei.

Der Saal und die offene Küche im Foyer bilden die zentralen Räume des öffentlichen Lebens im Haus der Begegnung. Die Auflösung der Wand in viele Türelemente ermöglicht einen durchgängigen Raum für große Veranstaltungen. Zusätzlich kann der Saal auch komplett nach Westen zum Platz geöffnet werden.

Das Haus der Begegnung ist mit anthrazitfarbenen Eternitplatten verkleidet, um einen Ruhepol in der farblich sehr heterogen gestalteten Umgebung zu bilden. Das zeitlose und edel anmutende Material wurde gemeinsam mit den Entscheidungsträgern auch aus einer nachhaltigen Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gewählt.

  • Auszeichnungen

    Anerkennungspreis Baukulturpreis der Metropolregion München 2018

  • Standort

    Andreas-Mayr-Straße 3
    86609 Donauwörth
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Evang. Kirchengemeinde Donauwörth, vertreten durch Dekan Johannes Heidecker

  • Fertigstellung

    2017

  • Baukosten

    2,76 Mio. Euro

  • Baumaßnahme

    Neubau

  • Bauweise

    Stahlbeton

  • Kennzahlen

    Nutzfläche 933 m²

  • Andere Fakten

    Photos: RADON photography / Norman Radon