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Nähert man sich dem neuen Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand von Friedberg, so sticht die neue Digitaldruckerei mit ihrer hölzernen Fassade wohltuend aus der breiten Masse der unförmig monotonen Gewerbebauten heraus.

Das Gebäude steht selbstbewusst am Rand einer großen trapezförmigen Scholle des Gewerbegebietes. Das Grundstück mit seiner abgerundeten Ecke gibt den Fußabdruck für das Bauwerk vor. Der zweigeschossige Baukörper ist ganz an die nördliche Grundstücksgrenze gesetzt und verfolgt mit seinen Außenkanten die zulässige Baulinie.

Die Bekleidung aus senkrechten, naturbelassenen Lärchenhölzern spielt mit dem Blick des Betrachters und gewährt je nach Standort Einblicke auf die Produktion im Erdgeschoss und die Bürolandschaft im Obergeschoss.

Der Bauherr hat den Anspruch, mit seinem Gebäude nicht nur die Haltung seiner Firma für hochwertige Druckerzeugnisse darzustellen, sondern er will mit diesem energieeffizienten Bauwerk auch eine positive Atmosphäre für seine Mitarbeiter und Kunden schaffen.

Das Gebäude ist als Mischbau konzipiert. Die Decke zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss ist wie die Stützen in Stahlbeton ausgeführt. Dieser bietet eine hohe Speichermasse und erfüllt als nichtbrennbarer Baustoff die einschlägigen Brandschutzanforderungen.

Der Papierdruck stellt ganz bestimmte Anforderungen an das Klima und die Lichtverhältnisse der Umgebung. Die Hauptöffnungen der Fassade sind nach Süden und Norden orientiert, um eine möglichst gute Tageslichtausnutzung zu erreichen. Selbstverständlich spielt ein effizienter außen liegender Sonnenschutz eine Hauptrolle im energetischen Gesamtkonzept.

Ein konstantes Innenraumklima mit minimalen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist eine Notwendigkeit für den Drucksaal im Erdgeschoss. Das energetische Konzept und die technische Gebäudeausrüstung basieren auf einem robusten System. Die Decke über dem Erdgeschoss ist als thermisch aktivierter Betonkern ausgeführt, die Heiz- und Kühllasten werden über eine Wärmepumpe mit Grundwasseranschluss gesteuert. Eine hochwertige feuchtegesteuerte Be- und Entlüftungsanlage vervollständigt das technische Konzept.

Arbeitswelten

Betritt man das Gebäude durch einen niedrigen Eingangsbereich, so öffnet sich nach wenigen Schritten der Raum über alle Geschosse und die geschwungene Treppe lädt den Besucher ein, den Weg nach oben in die Bürowelt zu wählen. Die Treppe folgt der abgerundeten Wand und bildet eine vertikale Raumverbindung mit einem Oberlicht in der darüberliegenden Dachkonstruktion.

Die offene, lichtdurchflutete Raumaufteilung, der dunkle Walnussboden, die helle hölzerne Akustikdecke und die Möblierung in funktionalem Design unterstützen die kreative Haltung des Unternehmens. Ein einziger geschlossener Küchen- und Lagerblock in der Mitte des Obergeschosses zoniert den bis zu 15 Meter tiefen Grundriss in offene Bereiche. Gearbeitet wird nicht nur am Computer am persönlichen Tisch. Auch eine Sofainsel und eine großzügige Lounge bieten die Möglichkeit freier und kreativer Entfaltung. Damit das ganze nicht zur akustischen Katastrophe wird, sind die Möbel in getrennten Gruppen platziert. Darüber hinaus leistet die gelochte Hohlkastendecke der Firma Lignatur ihren versprochenen Dienst und dämpft die Raumakustik soweit, dass selbst die Telefongespräche der Hotline nicht als störend empfunden werden.

Die vertikale Bekleidung der gehobelten, unbehandelten Lärchen-Doppelfalzschalung wird durch die vorstehenden Lärchenkanthölzer rythmisiert. Außerdem tragen diese den breiten, abgehängten Balkon im Süden, der den Mitarbeitern als großzügige Aufenthaltszone dient und gleichzeitig vor zu starker Sonneneinstrahlung in den Sommermonaten schützt. Teilweise überdeckt diese Struktur auch die Fenster. Je nach Standort des Betrachters gibt das Bauwerk den Blick auf sein Inneres frei oder verstärkt den Eindruck eines Volumens, das den räumlichen Abschluss der besetzten Grundstücksecke bildet. Das energetische Gesamtkonzept und die Qualität der Ausführung bestimmen die Zukunftsfähigkeit und die Wertbeständigkeit dieser Immobilie.

  • Auszeichnungen

    thomaswechspreis 2012 Prämierung

    Architekturpreis für vorbildliche Gewerbebauten der
    pbb Stiftung Deutsche Pfandbriefbank, Auszeichnung 2012

    Auszeichnung des Landkreises Aichach-Friedberg im
    Gestaltungswettbewerb „Besser Bauen im Wittelsbacher Land“ 2012

  • Standort

    Balthasar-Schaller-Straße 8
    86316 Augsburg-Friedberg
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Benny Steigleder

  • Fertigstellung

    2010

  • Baumaßnahme

    Neubau

  • Bauweise

    Holz

  • Energiestandard

    KfW-Effizienzhaus 70

  • Energiekonzept

    Kühlen über Grundwasserentnahme zur Bauteilaktivierung der Betondecke und Temperierung der Lüftungsanlage, die mit Befeuchtung und Wärmerückgewinnung ausgestattet ist.

    Die Heizenergie wird über eine Gastherme zur Verfügung gestellt.

    Das Gebäude ist mit eine Fotovoltaikanlage ausgerüstet.

  • Andere Fakten

    Fotografie: Eckhart Matthäus