Zeitgenössische Architektur in Bayern

Flughafen München, Terminal 2

"Flughäfen sind Visitenkarten eines Landes"

Der Flughafen München wird weltweit gelobt für seine langfristige Entwicklungsfähigkeit, seine freundliche Architektur und die Qualität des visuellen Erscheinungsbildes. Diesem hohen Anspruch fühlten sich die Architekten und Stadtplaner Koch+Partner verpflichtet, respektierten diese Gesamtkonzeption und entwickelten sie weiter. Um die gestalterische Kontinuität der Flughafenanlage zu gewährleisten wurden die für Terminal 1 entwickelten Gestaltungsrichtlinien für das neue Terminal fortgeschrieben und mit dem Corporate Design der beiden Nutzer – Deutsche Lufthansa und Flughafen München GmbH - in Einklang gebracht.

Das München Airport Center wird als geometrischer und optischer Mittelpunkt der gesamten Flughafenanlage erlebt. Die zentrale Glashalle des neuen Terminals bildet den räumlichen Abschluss zum Forum des München Airport Centers nach Osten. Sie ergänzt – gemeinsam mit dem neuen Pier – die bestehenden Anlagen schlüssig zu der Figur eines „großen H“ mit optimalen land- und luftseitigen Abwicklungsflächen. Hotel Kempinski, München Airport Center, Terminal, Pier und Parkhaus bilden ein städtebauliches Ensemble.

Funktionale Organisation
Abweichend vom modularen Konzept des bestehenden Terminals 1 verfügt das zweite Terminal über eine 30 Meter hohe zentrale Halle, in der sich die gesamte landseitige Infrastruktur der Passagierabfertigung befindet. Neben den klassischen Funktionen der Passagier- und Flugzeugabfertigung wird mit dem neuen Terminal 2 ein umfassendes Dienstleistungsangebot zur Verfügung gestellt. Attraktive Shopping- und Gastronomiebereiche auf drei Ebenen runden das Angebot ab. Übersichtlichkeit, verständliche Wegeführung, Orientierung und die Schaffung des Gefühls von Sicherheit und Service wurden baulich und architektonisch gelöst. Es war die Absicht, den Passagier „der Nase nach“ gehen zu lassen, damit er als Abfliegender, Ankommender und Umsteigender sein Ziel „geradezu blind“ und auf schnellstem Wege findet.

Grundlegende Entwurfskriterien für die zentrale Terminalhalle waren Transparenz, Helligkeit, optimale raumklimatische und akustische Bedingungen. Alle abfliegenden und ankommenden Fluggäste betreten bzw. verlassen das Terminal 2 über diese weiträumige, lichtdurchflutete Check-in-Halle. Funktionalität und Ästhetik werden durch die klar strukturierte und transparente Raumaufteilung zu einer überzeugenden Synthese geführt. Mit ihrem großzügigen Erscheinungsbild knüpft die zentrale Halle an das benachbarte München Airport Center an und setzt eigene Akzente hinsichtlich der Maßstäblichkeit, Detailausbildung und Konstruktion. Das Dach überspannt die großzügige Halle mit ihrem hohen Luftraum wie einen Himmel. Es bildet in seiner Zweischaligkeit, ebenso wie die Doppelfassade, ein Volumen, einen plastischen Abschluss des Raumes nach oben. Wie der Himmel sein Firmament, so hat das Dach seine äußere Hülle mit den geschlossenen und verglasten Flächen.

Energie
Der Glasanteil der Dachverglasung beträgt 40 %, welches zu einer optimalen Lichtausbeute führt. Wie der Himmel seine Wolken, so hat das Dach seine untergespannten textilen Lichtsegel mit den Funktionen Blendschutz, Verschattung, Akustik und Sichtschutz der technischen Installationen.
Dies beweglichen Sonnenschutzsegel werden je nach Sonnenstand verfahren, um Blendung durch direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden und den Energieeintrag zu reduzieren. An trüben Tagen werden die Segel aufgefahren, um eine möglichst großen Lichtausbeute zu erzielen. Dadurch kann auf künstliche Beleuchtung tagsüber weitgehend verzichtet werden. Im Dach der Halle entsteht ein wolkengleiches Bild.  Das gleiche Prinzip wird auf die beweglichen Lamellen in der Doppelfassade angewandt. Die Doppelfassade der Halle funktioniert zudem als Wärmepuffer an heißen Sommertagen. Auf dem Dach der des Terminals 2 wurde die größte Photovoltaikanlage in Deutschland installiert. Sie erzeugt pro Jahr ca. 500 000 kWh – das entspricht dem Strombedarf von rund 150 Haushalten.

Pier und Verwaltung
Das 1000 m lange Gebäude des Piers übernimmt die eigentlichen passagierbezogenen Aufgaben: Ankunft, Abflug und – von besonderer Bedeutung – Transfer der Umsteiger. Dieser Aufgabenstellung entspricht die großzügige Dimensionierung und räumliche Übersichtlichkeit der Bewegungs- und Aufenthaltsräume. Das Ziel, dem Passagier eine größtmögliche Orientierung zu bieten, ist durch die hohe Transparenz des Gebäudes erreicht. Der Ausblick auf Vorfeld und Landseite ist von überall aus möglich.

Das neue Parkgebäude mit ca. 6.400 Stellplätzen auf 11 Ebenen wurde aufgrund des gestiegenen Stellplatzbedarfs durch die Erweiterung des Flughafens München benötigt. Das Entwurfskonzept führt die städtebauliche Ordnung des Flughafenareals unter Beibehaltung der „grünen Mitte“ fort und nimmt vorhandene Gebäudefluchten und Bezüge auf.

Resumee
Seit Fertigstellung und Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich der Flughafen zum attraktivsten Europas entwickelt. Eine gute Bestätigung des hochangesetzten Anspruchs bei Koch+Partner. Nach der Wahl des Münchener Airports zum besten europäischen Flughafen, und weltweit zum Viertbesten, hat das Terminal 2, einen weiteren europäischen Preis gewonnen: Den „Europäischen Stahlbaupreis 2005“.
Ausgezeichnet wurde die attraktive lichtdurchflutete Check-In Halle, weil sie Funktionalität und Ästhetik vereinigt.

  • Standort

    Terminalstraße Mitte
    85356 Flughafen-München
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    FM Terminal 2 Immobilien-Verwaltungsgesellschaft mbH vertreten durch: Flughafen München Baugesellschaft mbH

  • Fertigstellung

    2003

  • Baukosten

    ca. 800 Mio. Euro

  • Baumaßnahme

    Neubau, Erweiterung

  • Energiekonzept

    Energiekonzept nach den jeweils gültigen Vorschriften

  • Kennzahlen

    Passagierkapazität 25 Mio./Jahr Gates 114
    Check-in Einrichtungen 124
    Geschossfläche 260.000 m²
    Hauptnutzfläche 164.000 m²
    Umbauter Raum 2.100.000 m³
    Gebäudelänge 980 m

  • Andere Fakten

    Bauzeit
    Planungsbeginn Dez. 1998
    Inbetriebnahme 29. Juni 2003