Zeitgenössische Architektur in Bayern

Haus des Stiftens

Das "Haus des Stiftens" ist ein zentraler Treffpunkt für gesellschaftliches Engagement. Hier arbeiten engagierte Privatpersonen, Stiftungen, Projekte, Verbände, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen im wahrsten Sinne des Wortes unter einem Dach.

Initiiert wurde das Projekt durch Alexander Brochier, Vorstand der Brochier Stiftung und Philipp Hof, Geschäftsführer von stiftungszentrum.de. Bei einem Besuch im Londoner Bürohaus „1 London Bridge", das ausschließlich Non- Profit- Organisationen und Sozialunternehmen beherbergt, erkannte Philipp Hof die Vorteile einer Open Office Büroflächenorganisation, die die Vernetzung unterschiedlicher gemeinnütziger Akteure in einem Haus ermöglicht. Damit war die Idee für das Haus des Stiftens in München als zentraler Ort für gemeinnützige Organisationen und als Plattform für Engagement geboren.

Der sehr schmale, zergliederte Grundriss und die dunklen, unattraktiven Räume stellten eine Herausforderung für ein solches Projekt dar. Die Aufgabe von designfunktion war vor allem, ein anziehendes, außenwirksames Gestaltungskonzept für das Projekt zu entwickeln, die gewünschte Kommunikation räumlich zu fördern und Raumgliederungskonzepte zu entwickeln, die effiziente Untervermietbarkeit mit einem attraktiven Raumumfeld kombinieren. Die eigenen Flächen des Stiftungszentrums sollten kommunikativ, offen und motivierend gestaltet werden und dem Vergleich mit der alten Bürofläche in einer Villa in München-Solln standhalten.

So entstand im EG ein Kommunikations- und Veranstaltungszentrum, das die Schnittstelle zum Stadtraum bildet und durch neue, großflächig verglaste Fassadenelemente und seine innenarchitektonische Gestaltung Aufmerksamkeit für diese Plattform des Engagements weckt. Ein großer und zwei kleine Veranstaltungsräume werden von den Mietern des Hauses genutzt aber auch öffentlich zur Vermietung angeboten. Der Eingangsbereich wird durch die Kombination von Empfang, Stifter-Cafe und Besprechungsräumen zum zentralen Ort des Gedankenaustauschs, Treffpunkt der Mieter im Haus und externer Gäste.

Dieses Raumangebot für Kommunikation setzt sich in einer vertikalen Achse durch alle Etagen fort. Gegenüber des Zugangs vom Treppenhaus finden sich jeweils offene, wohnliche Kommunikationsbereiche für informellen Gedankenaustausch. Ein zusätzlicher Effekt ist die offene, einladende Raumwirkung im Bereich der Etagenerschließung. Im Anschluss an den Gebäudekern sind weitere kleine Besprechungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten für externe Helfer integriert worden. Als visueller Ausdruck des Treffpunkts für Austausch und Engagement wurde baulich der Eingangsbereich als eine Art „umlaufende Spange" aus Holz entwickelt. Sie wird zum Herzen des Gebäudes und nimmt Funktionen wie Infopoint, Stifter- Café und Garderobe auf.

Der alte Kern des Gebäudes ist heute das Rückgrat und gewährt von der Straße aus Einblicke in den „Marktplatz". Notwendige Ergänzungen wie ein Behinderten WC und eine Cateringküche mit Außenterrasse zum Hinterhof, die bei Veranstaltungen genutzt werden kann, wurden vorgenommen. Für die Büroflächen im 1. und 2. OG entstanden Studien verschiedener denkbarer Grundrisse, die auch die Vermarktung dieser Flächen unterstützten. Es wurden verschiedene Raumzuschnitte von Einzel- über Mehrpersonen- bis hin zu Gruppenbüros analysiert und auf die Mieter zugeschnitten. Die schmale Gebäudestruktur effizient nutzend wurden Zellenbüros in den Mittelteil platziert, wo sie gleichzeitig den Durchgangsverkehr abpuffern, während in den Gebäudeköpfen offene Gruppenbüros angesiedelt wurden. Durch den Einsatz von Glasflurwänden und Glasschwertern erhalten die an sich recht kleinen Räume und der schmale Flur optische Weite.

Die eigenen Arbeitsräume des Stiftungszentrums sollten ein Ort der Kommunikation, des Gedankenaustauschs und der Arbeit im Team werden. Störungen durch Lärm in dem bisherigen Büro führten zu großen Bedenken bei den Mitarbeitern in Bezug auf noch offenere Bürokonzepte. Bei internen Workshops wurden die Mitarbeiter einbezogen und die genaue Organisationsstruktur und das Kommunikationsverhalten der Nutzer analysiert. Das Abbild dieses Workflows, die grobe Zuordnung der Flächen sowie die spezifischen Funktionen der Büroarbeit ergeben im Planungsprozess die Einrichtungsqualität des Raumes. Das Ergebnis des Workshops ist ein strategisches Werkzeug, eine Investition in die Zukunft: das effiziente Büro. In der gemeinsamen Entwicklung und Bewertung verschiedener Layout-Varianten erkannten die Mitarbeiter die Vor- und Nachteile der jeweiligen Konzeptionen und hatten Einfluss auf die Priorisierung und Entscheidung. Dadurch genießt die Lösung heute eine sehr hohe Akzeptanz.

Anvisiert wurde ein nachhaltiges Konzept, Ressourcenschonung durch langlebige Qualität, energieeffiziente Produkte und schadstoffarme Produktion der Materialien. Mit der Möblierung von Vitra wurden qualitätvolle Arbeitsplätze und Kommunikations- sowie Rückzugszonen geschaffen. Dabei fiel die Entscheidung für Vitra aufgrund der Qualität der Materialien genauso wie in gestalterischer Hinsicht. Gleiches gilt für die Wahl der Bodenbeläge von Interface Flor und der Beleuchtung von Artemide.

Ein wichtiges Ziel des Gestaltungsauftrags war auch das visuelle Abbild der Unternehmensvision nach Außen und Innen. Die angestrebte Ausstrahlung sollte professionell, empathisch und emontional sein. Entscheidend für die Wirkung der Räume ist das Farb- und Materialkonzept, das sich aus Farben der Natur ableitet, unter anderem das Grün des Stiftungszentrums zusammen mit hellen Farben und Holzakzenten. Die Fassade wurde weitestgehend erhalten und nur partiell verändert. Die Gesamtidee wurde nach außen transportiert und auf die Fassade gebracht, die an ihrer prominenten Stelle an der Donnersbergerbrücke selbst zum Informationsträger wird und somit eine neue Außenwirkung erzeugt. Überdimensionale und angeschnittene Schriftzüge, wie auch lichttechnische Mittel und eine neue Farbgebung verhelfen der Fassade zu neuem Ausdruck.

Geschäftsführer Philipp Hof resümiert, was das neue Büro erreichen sollte: „Für die effektive Unterstützung engagierter Stifter und dem sich daraus ergebenem Qualitätsanspruch ist es uns sehr wichtig, in einem einladenden, freundlichen und besonders kommunikativen Umfeld zu arbeiten. Mit designfunktion haben wir einen Partner gefunden, der diese Werte planerisch und gestalterisch hervorragend umsetzten konnte. Die Ideen und die professionelle Beratung in der Gesamtplanung und die Umsetzungen des Einrichtungskonzepts auch in Zusammenarbeit mit Vitra haben uns große Freude bereitet. Alle unsere Mitarbeiter fühlen sich in den neuen Räumen sehr wohl."

Fotos: © Paul Hiller

  • Standort

    Landshuter Allee 11
    80637 München
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Stiftungszentrum.de Servicegesellschaft mbH im Namen und Auftrag der Brochier Stiftung

  • Nutzung/Gebäudetyp

    Büroflächen für gemeinnützige Organisationen

  • Baumaßnahme

    Umbau

  • Kennzahlen

    Projektgröße: 1.400 m²

  • Andere Fakten

    Kollektionen:
    Vitra, Artemide, Belux, Interface Floor, Ruckstuhl, Object Carpet, Gienger Küchen

    Einrichtungs- und Produktberatung:
    Manfred Vetrovec, Prokurist designfunktion München

    Planung und künstlerische Oberleitung:
    Dipl.-Ing. Architektur Claudia Bräuniger, designfunktion München