Zeitgenössische Architektur in Bayern

Bücherstapel Wohnen

Was gern als Wohnideen betituliert wird, entpuppt sich häufig nur als Dekoideen – schön und inspirierend sind sie dennoch.

Geht es Ihnen auch so wie mir? Sobald die Temperaturen steigen und es wieder lange hell bleibt, bekomme ich Lust auf einen Tapetenwechsel. Und da ich aber nicht ständig in Urlaub fahren oder umziehen kann, muss dann wenigstens eine Veränderung in der Wohnung sein. Inspirationen dazu liefern da einige Bücher-Neuerscheinungen aus dem Callwey Verlag.

Wohnen für die Seele - Glücklicher leben hell und pur, das hört sich doch vielversprechend an. Beim ersten Durchblättern kommt tatsächlich ein luftig-leichtes Sommerfeeling auf: viel Weiß im Shabby Chic – man müsste mal wieder einen Streifzug über den Flohmarkt machen... Schön arrangierte Fotos, angenehmes Layout – ich blättere gerne durch das Buch. Dann frage ich mich allerdings, wo ich denn mit den ganzen Vintage-Dosen, Einweckgläsern und umfunktionierten Milchflaschen hin soll, von denen es in dem Buch nur so wimmelt - und was ich darin genau aufbewahren sollte. Der Text hilft mir da auch nicht weiter. Einrichtungsexpertin Martina Goernemann begleitet den Leser in subjektiver Ich-Form „...auf eine Reise in Ihr Wohnglück und verrät Ihnen einfache Tricks, wie man Lebensfreude auf dem Sofa drapieren, an die Wand hängen und sogar in Bonbongläser abfüllen kann." Funktioniert bei mir aber nicht so recht.

Vielleicht kann mir Stefanie Luxat ja besser erklären Wie eine Wohnung ein Zuhause wird. Das Layout ist im Magazinstil aufgebaut: Lebendige Typo, Zwischentitel, Texte häppchenweise, viel los auf den Bildern – ein Buch, das man nicht von vorne nach hinten lesen muss, da bleibe ich gerne mal hier, mal da, hängen. Das ist es dann aber auch schon: Ein Buch mit dem Gehalt einer Zeitschrift und Texten nahe an Teenager-Sprache. Nette bis originelle Dekotipps, aber kaum Infos zum Thema Einrichtung, die ja auch immer etwas mit Raumorganisation zu tun hat. Ein Zuhause wird meine Wohnung damit noch nicht. Aber immerhin bekomme ich unter dem Stichwort Stilquellen zahlreiche Infos zu (Online) Shops weltweit.

Jetzt bin ich neugierig auf Wohnideen aus dem wahren Leben – Best of Interior Blogs. 15 Interior-Blogger aus sechs europäischen Ländern bestimmen darin die wichtigsten Strömungen des Jahres. Die Einleitung ist unkompliziert, die Überschriften sind witzig bis albern - Stichwort Granny Glam. Aber auch hier geht es nicht ums Wohnen sondern ausschließlich um Deko. Das jedoch hübsch verpackt und sympathisch aufbereitet. Ein Trend sei hier bereits verraten: Durch die Blogwelt sprießt und wuchert Grünes und die Natur erobert sich einen Platz im Wohnbereich zurück.

Nach so viel Tiegeln, Spiegeln, Kissen und Decken bin ich zwar motiviert aber auch etwas erschöpft. Möchte ich meine Wohnung wirklich mit all diesem kleinteiligen Gedöns zustellen? Oder sollte ich im Gegenteil den ganzen Krempel rausschmeißen und meine Augen auf klaren Formen und freien Flächen ruhen lassen?

Das ist durchaus eine Option, wie ich mit einem Blick in 25 elegante Wohnhäuser aus dem DVA Verlag feststelle. Hier geht es, anders als es Titel und (Schrift-)Typo auf dem Einband vermuten lassen, nicht um opulente Villen mit Säulen und Freitreppe, sondern größtenteils um moderne kubische Architektur. Einzelne Häuser werden mit Außen- und Innenaufnahmen plus Grundrissen ansprechend und verständlich vorgestellt. Das Buch ist eine echte Inspiration für zukünftige Bauherren. Noch schöner wäre es, wenn man den Standort der einzelnen Objekte nicht mühsam im Lauftext suchen müsste. Es ist doch für die Beurteilung ein Unterschied, ob ein Haus in Norddeutschland steht oder in der Toskana...

Apropos Toskana: wenn ich mich in meiner Wohnung so umsehe – vielleicht wird es doch Zeit für einen Urlaub..?