Zeitgenössische Architektur in Bayern

Bilder von der Biennale Interieur in Kortrijk

Immer häufiger hört man Architekten und Innenarchitekten sagen, dass ihnen Mailand (die Möbelmesse) zu groß und anstrengend geworden ist und sie inzwischen lieber nach Kortrijk fahren... Huch? Kortrijk? Wo ist das denn?

Ein altes belgisches Provinzstädtchen zwischen Brüssel und Lille! Hier fand bis letztes Wochenende die 24. Möbel- und Designmesse "Biennale Interieur" statt. Wie der Name schon sagt, alle zwei Jahre. Eine feine, kleine originelle Messe; schön gestaltet und mit einem großen Anteil Jungdesign auf hohem Niveau.

Ich war zu einem Programm eingeladen, welches sich "48 Stunden Kortrijk" nannte und um 9.10 Uhr mit dem Abflug nach Brüssel begann. Ein Shuttle brachte uns dann vom Flughafen in einer guten Stunde zur Messe in Kortrijk; die dortige Ausstellung bewältigt man, sofern man keine Termine hat, in Ruhe in etwa vier Stunden. Danach ist noch Zeit, sich vom Audi-Shuttle in die Stadt fahren zu lassen, um auf BUDA ISLAND in der BUDA Factory junges Design anzuschauen. Das Niveau ist hoch, viele der gezeigten Entwürfe sind durchaus neu und nützlich. Wir bekommen vom Berliner Designer Lukas Wegwerth seinen Entwurf zur Fusions Bar erläutert - Möbel aus altem Sperholz, die mit selbst ausgeplotteten Bergpanoramen beklebt wurden. Dazu eine Reihe Pflanztöpfe unter der Bar. Die Jury war impressed by its strong graphic appearence and conceptual focus on absurdity and confusion. However - Hauptsache, man kann drauf sitzen und die leckeren selbstgemachten Biogerichte zur Stärkung zu sich nehmen...

Anschliessend geht es zu Fuß über die Brücke, wo wir in einer alten Schule, der Broel School, die während der Biennale als Bistro und Ausstellungsgebäude fungiert in einem Klassenraum zum Dinner zusammen kommen. Die Atmosphäre ist wirklich ganz anders als in Italien, man spürt die Energie, die von Events ausgeht, die sich noch Mühe geben "müssen", um sich endgültig zu etablieren. Alles hat ein belgisch/französisches Flair, ist ein bisschen schräg, aber mit Charme. So wie z.B. die Plastiktischdecke, die das Sollnhofenerfliesenmotiv der Wände wiedergibt. Steak Frittes schmeckt großartig, trotz der Menge an zeitgleich zu verköstigenden Gästen. Danach laufen wir über holpriges Kopfsteinpflaster in den BUDA Tower zur Goose-Performance. Eine Sensation! Fünf Musiker auf fünf Etagen verteilt nur akustisch und optisch zusammen geschaltet. Kann man nicht beschreiben, muss man hören und sehen... Hier zwei Videos dazu: Idee und Ausschnitt aus der Performance.

Am nächsten Tag ist noch Zeit für die restliche Ausstellung in der Factory, in der Gallery, in einem der beiden hübschen alten Türme und im Museum von Kortrijk, bevor wir um 16 Uhr zum Fluhafen Brüssel zurück gebracht werden. Um acht sind wir zurück auf bayerischem Boden.

In Mailand hätte man in diesen 48 Stunden vier Messehallen und ein mal Bar Basso geschafft...

Auf dem Rückflug sind wir uns einig: Wir kommen in 2016 wieder!

Hier zu einem Video der Biennale

Hier zur Ausstellerliste

Hier noch ein paar offizielle Zahlen und Fakten:

Vom 17.-26. Oktober 2014 wurde Kortrijk anlässlich der 24. Biennale INTERIEUR zum internationalen Treffpunkt für Fachleute und Liebhaber zeitgenössischen Designs. Auf 40.000 m2 bot die Designausstellung in diesem Jahr neben den Präsentationen von 270 ausgewählten internationalen Herstellern und Designern ein vielfältiges kulturelles Begleitprogramm. Rund 76.000 Besucher aus 46 verschiedenen Ländern entdeckten das breitgefächerte Programm auf der Kortrijk Xpo und im Stadtzentrum.
„Unsere 24. Edition bestätigt den Status der Biennale Interieur als einzigartiges Event in der internationalen Design-Welt", blickt der Präsident der Biennale NPO, Lowie Vermeersch, zufrieden auf die vergangenen zehn Tage zurück. „Der Dialog zwischen kommerzieller Realität und kultureller Reflexion als essentieller Bestandteil erfolgreichen Designs war auf dieser Biennale stärker als je zuvor."

Auf dem Kortrijk Xpo-Gelände lieferte eine sorgfältig kuratierte Auswahl von mehr als 270 Ausstellern, darunter rund 100 Newcomer, einen spannenden Überblick über die Designlandschaft. Die vom diesjährigen Kurator des Kulturprogramms Joseph Grima inszenierten Installationen auf der Xpo ergänzten die Produktpräsentationen um eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Konzept des Zuhauses in unserer immer schneller wachsenden Gesellschaft: „Ich wünsche mir, dass dieser Dialog die Teilnehmer und Besucher gleichermaßen stimulieren konnte und mit einem inhaltsreichen Impuls das sinnliche Erlebnis der Biennale bereicherte", kommentiert Joseph Grima.

Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Klimas lockte das inspirierende Konzept der Biennale Interieur mehr als 76.000 Besucher an den Veranstaltungsort, einschließlich einer Rekordzahl von internationalen Besuchern. Zudem begeisterten die begleitenden Ausstellungen in der Innenstadt Kortrijks etwa 25.000 Besucher. Mit mehr als 600 aus aller Welt angereisten Journalisten – von Europa über Südafrika bis Neuseeland und Japan – entdeckten sie das breitgefächerte Angebot.

Ein Highlight boten die Präsentationen der Gewinner der von der Biennale ausgelobten Interieur Awards, die einer neuen Generation von Designern eine Stimme und Plattform bot. Die ausgehend von den Gewinnerentwürfen der Kategorie „Spaces" realisierten Interieur Bars sowie das Interieur Bistro trugen entscheidend zur besonderen Atmosphäre der Interieur bei, die Raum für spannende und inspirierende Begegnungen bot. Neben den Herstellerpräsentationen waren beim Publikum besonders die Ausstellungen und Produktpräsentationen des Designnachwuchses in der Budafabrik sowie das räumliche Erlebnis in der Broelschool beliebt: Das ehemalige Schulgebäude erfuhr vor seinem Abriss eine Transformation in eine begehbare Ausstellung, die in ein Staubsaugerballett in der Turnhalle mündete.

Die seit 1968 im zweijährigen Rhythmus stattfindende Biennale Interieur ist international für ihre sorgfältig kuratierte Präsentation zeitgenössischen Designs bekannt. Von Beginn an hielt sie an der Struktur einer unabhängigen Non-Profit-Organisation fest und hat sich dank dieses innovativen Modells als einflussreiche Größe unter den europäischen Designmessen etabliert. Das kulturelle Begleitprogramm mit Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionsrunden erweitert den Fokus von der Produktpräsentation zur Beobachtung aktueller und zukünftiger Entwicklungen im Gestalterischen. Seit der Edition 2012 erstrecken sich die Veranstaltungen über das Xpo-Gelände hinaus ins Herz der Stadt Kortrijk und ermöglichen bereichernde und inspirierende Begegnungen außerhalb des üblichen Messegeschäfts. Mit der nächsten Ausgabe im Jahr 2016 feiert die Biennale Interieur ihr 25. Jubiläum.