Zeitgenössische Architektur in Bayern

Nadelwerke

Vom Sticken in Nonnenklöstern bis zum Guerilla Knitting der Münchner Rausfrauen – die Galerie Handwerk widmet diese Ausstellung dem vielfältigen Umgang mit Nadel und Faden.

Seit gut zehn Jahren bewegt sich in der Wertung und in der Wertschätzung von textilen Techniken sehr viel. Handgearbeitetes und Handarbeitende sind präsenter und virulenter als je zuvor. Die Galerie Handwerk nimmt dies zum Anlass, in einer Ausstellung mit über 30 nationalen und internationalen Gestaltern den Blick auf deren Auseinandersetzung mit Nadel und Faden zu richten.

Das Stricken, Häkeln, Sticken wird oftmals gesellschaftspolitisch, soziologisch und geschlechterspezifisch hinterfragt und dazu eingesetzt, aktuelle Themen darzustellen. Häufig will man so der Wahrnehmung des Textilen als schmückendes Beiwerk und reines Dekorationsobjekt entgegentreten. Zugleich gibt es Künstler, die die Sticknadel quasi als Pinsel oder Zeichenstift einsetzen und damit ästhetisch formal agieren.

Vor diesem Hintergrund möchte die Ausstellung »Nadelwerke« verschiedene Positionen der zeitgenössischen Textilgestaltung aufzeigen. Sie vereint Aussteller aus den Bereichen der Stickerei und Strickerei, des Klöppelns und Häkelns. Das Sticken, besonders die Bildstickerei, hat seinen Ursprung in Nonnenklöstern. In der Ausstellung in der Galerie Handwerk werden auch Beispiele aus der Paramentik gezeigt, ebenso wie feine mit Nadel und Faden gezeichnete Alltagsgeschichten. Eine weibliche Domäne war bis weit in das 19. Jahrhundert die Leinen- und Wollstickerei; darauf nehmen manche Beiträge Bezug, wenn sie der Assoziation von Nadelarbeit, gleichgesetzt mit Weiblichkeit und Fleiß, ungewohnte Kombinationen und neuartige Bearbeitungen entgegensetzen und etwa konventionelle Kreuzstichmotive mit frechen, provozierenden Texten versehen.

Wie das Sticken war auch das Häkeln früher zum Schmücken gedacht; dem widersetzen sich die durchaus skulptural anmutenden gehäkelten Beiträge der Ausstellung. Sie reichen von Gebrauchsgegenständen wie Lampen bis zu täuschend echt anmutenden Platten mit appetitlichen Nahrungsmitteln, die durchaus als Konsumkritik verstanden werden wollen. Mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden sind Nadel- und Klöppelspitze. In der Galerie Handwerk können an ausgewählten Beispielen, wie irischer Häkelspitze und geklöppelter Spitze aus feinstem Metall, ihre Besonderheiten studiert werden.

Die Ausstellung will dazu einladen, die verschiedenen Standpunkte, den Umgang und den Einsatz textiler Techniken kennenzulernen und zu diskutieren. So darf man gespannt sein auf die Arbeit der Münchner Rausfrauen. Als Vertreterinnen des sogenannten »Guerilla Knitting«, einer jungen Bewegung in der Streetart, die mit gestrickten Installationen an öffentlichen Plätzen die Wahrnehmung der Passanten schärfen und verändern will, sind sie eingeladen, eine Installation in den Räumen der Galerie Handwerk zu zeigen.

Mit einer Performance der Rausfrauen wird sich die Galerie Handwerk dieses Jahr an der Langen Nacht der Münchner Museen am 20. Oktober 2012 beteiligen. Es werden zusammen mit den Besuchern Glühbirnen gehäkelt, die anschließend in die Nacht weitergetragen werden...

  • Veranstaltungstyp

    Ausstellung

  • Location

    in der Galerie Handwerk, Eingang Ecke Ottostr.
    Max-Joseph-Straße 4
    80333 München
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Ausstellungsdauer

    vom Dienstag 16. Oktober 2012 bis Donnerstag 1. Januar 1970

  • Weitere Informationen

    finden Sie hier