Zeitgenössische Architektur in Bayern

Zukunftshäuser - heute bauen für morgen

Naturnah, nachhaltig, umweltbewusst und architektonisch anspruchsvoll sollen sie sein, die Gebäude von heute - für morgen.

Martin Delker, Architekt bei der Südhausbau, die seit 2007 auch als Partner beim Bündnis München für Klimaschutz aktiv ist, erklärte anschaulich, warum die Häuser im Bestand und alle künftigen Projekte der Südhausbau auf Energieeffizienz ausgerichtet werden: Wer wohnt, verbraucht Energie und trägt durch die Erzeugung von Raumwärme maßgeblich zum Klimawandel bei. Der Einsatz moderner Materialien und Technologien bei der Wärmedämmung ermöglicht enorme Energieeinsparungen bei Alt- und Neubauten und trägt somit einerseits aktiv zum Klimaschutz bei, andererseits wird ein Raumklima ermöglicht, das durch die ideale Belüftung von den Bewohnern als außerordentlich angenehm empfunden wird. Martin Delker zeigte am Beispiel aktueller Projekte der Südhausbau, wie das in der Praxis aussieht: Das KfW-60 Energiespar-Wohnhaus in München Laim, die KfW-40/60 Reihenhausanlage in Dietersheim und die neuen Reihenhäuser in Passivhausbauweise in Poing stehen für ein Wohngefühl, das Martin Delker treffend als „Behaglichkeit durch Effizienz" beschrieb.

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Gernot Vallentin, dessen Architekturbüro auf die Planung von Häusern im Niedrigenergie- und Passivhausstandard spezialisiert ist, erläuterte Details über die zur Zeit entstehenden Passiv-Reihenhäuser in Poing. Diese Reihenhäuser werden von einem Stahlbauskelett getragen und mit Holzbauelementen verschalt, was einen hervorragenden Wärmeschutz garantiert. Auf tragende Innenwände wird verzichtet, was die höchste Flexibilität bei der Grundrissgestaltung ermöglicht. Die Reihenhäuser kommen ohne konventionelles Heizungssystem aus und sind mit einem Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Wärme in den Passivhäusern wird in erster Linie durch die solare Einstrahlung und durch interne Gewinne wie z. B. durch elektrische Geräte und den Energieausstoß der Bewohner erzeugt. Durch die Komfortlüftung kann auf die zusätzliche Beheizung nahezu verzichtet werden. Es ist hier nicht einmal mehr nötig, zur Belüftung die Fenster zu öffnen und somit kalte Luft einzulassen - das Haus „atmet" gewissermaßen selbst: „Die Qualität des Raumklimas ist für die Menschen, die die Häuser bewohnen, meist noch wichtiger als die technischen und wirtschaftlichen Vorteile, die die Passivhäuser auszeichnen", erklärt Gernot Vallentin. Das Konzept der Poinger Passiv-Reihenhäuser wird bereits auf andere Projekte übertragen: Als nächstes ist eine Anlage mit Doppelhäusern in gleicher Bauweise geplant.

Anne Lampen

Anne Lampen

Martin Delker
Martin Delker

Gernot Vallentin
Gernot Vallentin

Wie attraktiv naturnahe Wohnbauten sein können, bewies die Berliner Architektin Anne Lampen: Für die Südhausbau realisierte sie erstmals 2005 im Park Spreti in Berlin ihr "Naturhaus". Die Idee eines ökologischen, nachhaltigen und ressourcenschonenden Einfamilienhauses mit einer klaren, zeitgemäßen Gestaltung wurde gemeinsam mit Südhausbau entwickelt und bereits mehrfach im gesamten Bundesgebiet realisiert. Konzipiert ist das Naturhaus als Niedrigenergiehaus mit erhöhter Wärmedämmung und passiver Nutzung von Solarenergie. Im Winter erfolgt ein Wärmegewinn über die großflächigen Fenster. Grundsätzlich werden nur lösungsmittelfreie Baustoffe, Farben und Öle eingesetzt, so dass sich das Naturhaus auch für Allergiker eignet.
Ihre Entwürfe vereinen die klare Formensprache der Moderne und den zeitgemäßen ökologischen Anspruch. Ein Element, mit dem Anne Lampen bevorzugt arbeitet, ist der zentrale „Lichtraum" in ihren Häusern, der sich über zwei Etagen erstreckt und Helligkeit, Leichtigkeit und Großzügigkeit vermittelt. „Ich plane den Blick", sagt sie, „wesentlich ist für mich die Balance zwischen Öffnen und Schließen, zwischen Großzügigkeit und Schutz". In ihrem Naturhaus verbinden sich Innen und Außen. „Frei zu leben und gleichzeitig geschützt zu sein, sowohl im Haus als auch in einer Lebensgemeinschaft, ist ausschlaggebend dafür, ob man sich in einer Behausung wohlfühlt." Entsprechend sind die Häuser in ihren Grundrissen so flexibel, dass Eltern und Kinder, vielleicht sogar zusammen mit den Großeltern, so unter einem Dach leben können, dass jeder seinen Rückzugsraum hat. Zweitrangig ist die Größe der Grundfläche: „Auch aus einer kleinen Laube einen Palast zu machen - das nenne ich Großzügigkeit". Eines ihrer Lieblingsobjekte ist ein winziges Gartenhaus mit einer Grundfläche von 40 Quadratmetern, das durch seine Lichtführung überraschende Perspektiven eröffnet und mit dem Eindruck von Weite fasziniert.
Anne Lampens Häuser werden in Fertigbauweise erstellt, nach Wunsch mit oder ohne Keller, aus Holz oder Ziegel. Die Fertigstellung eines Hauses ist bei guter Vorplanung in drei Monaten möglich. Das „Variohaus", das in verschiedenen Größenvarianten realisierbar ist, gibt es auch als Kettenhaus oder als Doppelhaus. Alle Häuser von Anne Lampen haben eine Gemeinsamkeit: „Ein Haus muss funktionieren, man soll sich nie fragen müssen, was stört", erklärt Anne Lampen. Ihr Credo lautet uneingeschränkt „form follows function" - „alles muss selbstverständlich sein".